Wie ich bereits in einem früheren Beitrag berichtete, reicht „nur“ Bio/Öko heute oft nicht mehr aus, um sich von den Mitbewerbern mit konventionellem Angebot abzu-
heben, da immer mehr große Unternehmen, weltweit agierende Konzerne, längst auch auf den Zug „Bio“ aufgesprungen sind. Der Verbraucher ist in aller Regel be-
quem und sieht den Unterschied zwischen Bio und Bio nicht.
Meiner Meinung nach können Produkte, die zusätzlich auch das Fair Trade Siegel tragen, sich gut von den Massen-Bioprodukten abheben. Fair Trade kann sogar als (zusätzliches) USP (das einzigartige Verkaufsver-
sprechen) dienen. Und, Sie können so Ihre Produkte guten Gewissens als wirklich nachhaltig verkaufen.
Denn nur Bio bedeutet ja nicht automatisch, dass das Produkt auch unter fairen Bedingungen hergestellt wurde. Positiver Trend: Auch Verbraucher achten immer öfter darauf, dass die Produkte Fair hergestellt wurden. Zumindest steigen die Verkaufszahlen von fair gehandelten Produkten.
Trotzdem sollten Sie sich nach Möglichkeit nicht nur auf „Fair Trade“ verlassen. Denn leider gibt es auch hier schwarze Schafe. Offenbar werden nicht immer die Bestimmungen und Richtlinien eingehalten oder zu wenig oder ungenau kontrol-
liert. Zumindest habe ich hier und da davon gelesen. Daher mein Tipp, wenn es sich einrichten lässt, am besten selber vor Ort davon überzeugen, dass die Bauern, Handwerker und sonstige Produzenten ordentlich entlohnt werden, sie faire Arbeitszeiten haben, der Arbeitsplatz sicher ist, keine Kinder beschäftigt werden, gute und transparente Kontrollen stattfinden und natürlich sollte die Produktion umweltfreundlich erfolgen.
Fair Trade, das heißt alle – vom Bauern bis zum Konsumenten – sollen gerecht, eben fair, behandelt werden. Allerdings ist es oft schwierig wirklich jeden Bereich, jeden Schritt zu überwachen, damit alle Richtlinien eingehalten werden. Da gibt es sicher noch Verbesserungsbedarf.
Aus Verbrauchersicht: Was mich persönlich einmal mehr darin bestärkt hat, auf Bio & Fair beim Einkauf zu achten, ist ein Beitrag im ARD „Das gerechte Hemd“, den Sie hier noch einmal sehen können: http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=5543034
Hier geht es um Baumwolle aus Indien. Indien produziert etwa 20 Prozent der welt-
weiten Baumwolle, aber nur 0,1% sind Fair Trade produziert. Besonders schlimm, von den 20 Prozent sind rund 75 Prozent genmanipulierte Baumwolle. Den Bauern wurde/wird versprochen, dass sie mit diesen Pflanzen weniger Pestizide benötigen und einen höheren Ertrag erzielen könnten. Offenbar ist aber genau der umge-
kehrte Fall eingetreten.
Der Pestizideinsatz hat sich erhöht, weil, so meine Vermutung, die genmanipu-
lierten Pflanzen eben nur gegen bestimmte Schädlinge und/oder Krankheiten resistent sind. Andere dafür umso stärker auftreten. Und, als wenn das noch nicht genug wäre, die Bauern können die Setzlinge bzw. das Saatgut, die Pestizide oft nur mit Hilfe völlig überteuerter Kredite kaufen. Dazu kommt, dass sie die Baum-
wolle bei den gleichen Zwischenhändlern verkaufen müssen. Diese haben so alle Fäden in der Hand, und die Bauern verschulden sich immer mehr. Selbst wenn Sie schon völlig überschuldet sind, vergeben die Zwischenhändler neue Kredite. Ein Teufelskreis.
Viele Infos zu Fair-Trade-Zertifikaten bez. Textilien und div. interessante Berichte (Links) finden Sie hier: http://www.fair-zieht-an.de/kriterien/entlohnung/
Oder: http://www.fairtrade.de/ und noch ein interessanter Beitrag zum Thema Mikrokredite: http://www.oikocredit.org/de/news/internationale-nachrichten/638/mikrofinanzierung-in-indien-den-sozialen-zielen-treu-bleiben