Wie glaubwürdig sind „grüne“ Organisationen wie der WWF? Oder: Quo vadis? Wohin soll das noch führen?
Anlass für die provokante Headline und diesen Beitrag war der ARD-Beitrag „Pakt mit dem Panda – was der WWF uns verschweigt“, der mich erschüttert und nachdenklich zurückgelassen hat.
Der WWF ist die größte Naturschutzorganisation der Welt. Viele Millionen Förderer vertrauen dem „Panda“. Oft mit zu Herzen gehenden Kampagnen wird an das gute Gewissen appelliert und alle sollen helfen vom Aussterben bedrohte Arten zu schützen. Soweit so gut. Doch kann man nach diesem Bericht noch Vertrauen in den WWF haben?
Alles nur Greenwashing bzw. faule Kompromisse? Dieser Verdacht drängt sich mir leider auf. Nicht nur, dass der WWF praktisch allen Behauptungen aus dem Bericht widerspricht, auch hat der WWF z.B. ein bereits zugesagtes Interview gestoppt und die deutsche Sektion des WWF hat bereits vor der Ausstrahlung der Sendung offenbar versucht mit Abmahnungen den Bericht zu stoppen …
Ebenfalls interessant: Was soll man davon halten, dass der Verband z.B. auf Nachfragen der Süddeutschen Zeitung sogar zugibt Spenden von Monsanto erhalten zu haben? Da bleibt viel Raum für Interpretationen.
Mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Schauen Sie sich den ARD-Beitrag an, lesen Sie die Gegendarstellung und die Berichte in den div. Medien.
Was ich mich frage: Wie kann der Verbraucher, der Förderer jetzt noch Vertrauen haben? Ich hoffe, dass sich das angeknackste Image des WWF nicht auf die Glaubwürdigkeit anderer Organisationen und möglicherweise auch auf „grüne“ Siegel überträgt. Leider war ja auch der FSC schon im Gerede (Zertifizierungen von Monokulturen, ein Beispiel dazu >>>
Wie weit darf die Zusammenarbeit einer Umweltschutzorganisation mit gewissen Großkonzernen gehen? Welche Kompromisse kann man tolerieren? Ist schon eine Anzeige im Mitgliedermagazin und damit die Geldeinnahme suspekt?
Was also tun? Schauen wir einfach weg? Hören wir auf NGOs zu unterstützen? Kaufen wir kein Bio mehr, weil man ohnehin nie sicher sein kann, ob nicht „gemogelt“ wurde? Nein, das kann auch keine Lösung sein. Bio, Fair, Blauer Engel, FSC & Co. sind noch immer die bessere Alternative, selbst, wenn nicht alles perfekt ist und es immer wieder Missstände zu beklagen gibt.
Und, vergessen wir nicht, unser alltägliches Verhalten trägt wesentlich mit dazu bei, dass Regenwald zerstört wird. Oft ist uns das nicht bewusst oder wir verdrängen es.
Ein „berühmtes“ Beispiel: Muss wirklich jeden Tag Fleisch auf dem Teller sein? Denn Rinder und Schweine werden u. a. mit Soja aus Südamerika gemästet, wofür riesige Flächen von Regenwald gerodet werden. Den Menschen wird Land, Lebensgrundlage und nicht selten die Gesundheit genommen. Tiere und Pflanzen verschwinden. Bedenkt man zudem, welche Schätze sich noch im Regenwald befinden (Stichwort: Naturheilkunde, aber das ist wieder ein anderes auch nicht unproblematisches Feld), was damit unwiederbringlich vernichtet wird …
Ich meine es ist an uns, an jedem einzelnen Menschen mit seinem Handeln für bessere Lebensumstände, eine intakte, lebenswerte Umwelt zu sorgen. In den Regenwäldern, hier und anderswo. Wir haben nur diese eine Welt. Handeln wir entsprechend. Es gibt so vieles, das wir tun können. Die Reduzierung unseres Fleischkonsums ist nur eine von 100 und mehr Möglichkeiten. Ressourcen-
schonung, auch in dem wir z.B. das Auto öfter mal stehen lassen, laufen, die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Ex und hopp war gestern …
Mein Fazit für den Moment: Genau hinschauen, hinterfragen, wenn möglich selber recherchieren und auf eher kleine, transparente Organisationen ohne Kontakte zur Industrie bauen, wenn man sich engagieren möchte. Im Übrigen kaufen wir so viel wie möglich Bio & Fair. Das ist noch immer besser, als den Kopf in den Sand zu stecken.
Auch meinen Kunden werde ich weiterhin empfehlen für Ihre Printwerbung möglichst Recycling- oder FSC zertifiziertes Papier zu verwenden, Öko-Farben, Werbematerialien aus umweltfreundlichen, langlebigen Materialien usw.
Was ich mir wünsche: Mehr Kunden, denen Nachhaltigkeit ebenso wichtig ist wie mir. Die umweltfreundlich und sozial gerecht produzieren und dies authentisch und echt in Ihrer Werbung transportieren möchten. Unternehmen, die Vorbild-
charakter haben. Die Verbraucher auch zum Mitmachen bewegen – ohne erhobenem Zeigefinger.
Für mich ist auch die Größe der betreffenden Organisation (neben eventuell bestehenden allzu engen Industrie-/Konzernkontakten) ein Indikator. Grundtenor, allerdings GANZ grob vereinfacht: Je größer, desto undurchschaubarer und daher tendenziell suspekter. Im Gegenzug: Je näher/lokaler/regionaler/dezentraler die Organisation bzw. der Bezug zur Tätigkeit, desto besser – das ermöglicht auch mal persönliches „Nachfassen“.
Was FSC angeht: Die Empfehlung würde ich – wenn überhaupt – auf FSC-Produkte europäischer Herkunft beschränken (aber auch da tun sich in manchen Fällen „Untiefen“ auf, z. B. in Skandinavien). Die Organisation „FSC-Watch“ gibt es nicht ohne Grund: http://www.fsc-watch.org/ – deshalb wohl besser ausschließlich Recyclingpapier verwenden.
Ja, da sehe ich ebenso.
Und ich finde, manchmal sind Protestaktionen die bessere Wahl. Natürlich muss auch ein Dialog stattfinden und nach Lösungen gesucht werden/verhandelt werden. Aber nur Spenden von den „Bösen“ zu nehmen, damit diese sich dann das grüne Mäntelchen umhängen können, das ist ein No Go! So wird das nichts mit dem Umwelt-/Naturschutz.